Männlichkeit.en

“You can't measure manhood with a tape line around his biceps.”

Billy Sunday

Verletzlich, zart, anschmiegsam, weich - Attribute, die weiterhin nicht sofort mit Männlichkeit in Verbindung gebracht werden.

Doch was ist Männlichkeit überhaupt? Gibt es sie überhaupt, die eine Männlichkeit? Was hat es mit dem “male gaze” auf sich, was kann man dem entgegen stellen und gibt es sowas wie männliche Kunst?

Die Gruppenausstellung “Männlichkeit.en” nimmt all diese Fragen, packt noch ein paar Weitere hinzu und stellt sie auf den Kopf. In unterschiedlichen Positionen setzen sich Künstler:innen verschiedener Sparten mit Männlichkeit als Konzept auseinander, analysieren sie und bieten einen Raum, um sie im Idealfall neu zu denken.

Fynn Anna-Sophie Roß

Stolz

Hunger

Hingabe

Anna Timtchenko

Das Schweigen der Männer

Die Ausstellung „fließen“ zeigt natürliche Berührungen und Bewegungen, welche festgehalten und vergrößert werden. Es wird gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Maskulinitäten etwas Alltägliches ist und viel Raum einnimmt. Zu sehen sind Sali, Lou und Paul, welche auf ihre Art und Weise das Thema „Männlichkeit“ verhandeln, sich daran abgearbeitet haben, sich daran aufgerieben haben, sich selbst darin verorten mussten und wollten. Sie kennen sowohl das Momentum des „Stockens“ als auch das des „Fließens“. Sie zeigen uns wie es sich anfühlt, wenn Bewegungen und Berührungen selbstverständlich ineinanderfließen. Und auch wie es aussehen kann, wenn vermeintlich selbstverständliches in Frage gestellt wird.Diese Verhandlungen und Auseinandersetzungen werden in dieser Ausstellung aus dem privaten Raum in eine Öffentlichkeit geholt damit sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen und verdienen.

Namen von oben nach unten:

Lou (lou)

Paul (er/ ihm)

Sali (sie/ ihr, es/ seins)

Anne Jahn

fließen

Milton Camilo

Selbstportrait

Gabriel

Das Lächeln

Ava Weis

Mother Michael

Ida Schiele

SUPERPOSITIONSPRINZIP

Queere Menschen und queeres Leben finden nur vereinzelt Einlass in die Archive und das kollektive Gedächtnis. Die Suche nach generationenübergreifenden Ahnenschaften, dieses sehnsüchtige Versprechen nach Zugehörigkeit und einer Messlatte für die eigenen Gefühle und Erfahrungen, erweist sich demnach als schwierig. Kaum jemand da, nachdem man sich richten könnte. Stattdessen viele unbekannte Gesichter. Diese Leerstellen sind zum einen schmerzlich, laden aber darüber hinaus dazu ein, selber und anders zu archivieren, zu vermessen und zu imaginieren, als es im klassischen Kanon Praxis ist. Sie öffnen einen Raum, in dem die Geschichte umgeschrieben werden kann, parallele Realitäten nebeneinander koexistieren und alles Mögliche und Unmögliche in einem lustvollen Reigen zusammenkommt. Es ist ein Raum, wie die Superposition. Diese, bar aller physikalischen Theorien und Bedeutungen, erscheint wie eine Beschwörungsformel. Eine magische Prämisse. Etwas, dass, bevor es gesichtet wird, noch alle Möglichkeiten, alle nur denkbaren Zustände, alle möglichen Versionen seiner Selbst enthält. Dieses Phänomen, ganz frei der Quantenmechanik entliehen, soll als Gleichnis fungieren, für einen Zustand der sich nur schwer in Worte fassen lässt. Ein Zustand im dauerhaften Übergang, ein Leben im Transitkörper.
In über 300 Selbstporträts erforsche ich diesen Raum aller Möglichkeiten. Und mit ihm einen Körper, meinen Körper, der ein Leben lang weiblich gelesen wurde. Ich betrachte ihn schonungslos in all seinen Defiziten, seiner Ungewissheit, seiner Treue und mit all seinen Sehnsüchten. Es ist ein Körper mit schwulen Begehren, lesbischen Fantasien, 1920erJahre Glam und 70erJahre Camp. Er ist kinderloser Vater und Macho mit Brüsten. Eine fotografische Serie als Versuch einer eigenen Wahrheit näher zu kommen, den Kern zu schleifen und zeitgleich die Spuren wieder zu verwischen, die Einzelteile wieder auseinanderzunehmen, neu zu arrangieren und wieder zusammenzufügen.

Martin de Crignis

TELL ME I'M MANLY

TELL ME I‘M PRETTY

Feden Gebreyessus

OH BOY


Determiniert durch männliche Bezugspersonen, die Peer-Group oder Popkultur – Idealisierte Männerbilder werden früh sichtbar und erzeugen einen Drang nach Adaption. Welche sind erstrebenswert? Kann oder will ich diesen gerecht werden? Diese Arbeit ist der Versuch einer dialektischen Auseinandersetzung und zugleich eine persönliche Aufarbeitung mit den Begriffen Ästhetik, Nahbarkeit, Zärtlichkeit und Stärke.

Daniel Seifarth

„Unmasking the Masculine. Eine künstlerische Untersuchung von Männlichkeit(en) anhand von Fotografien und Interviews“

Cornelius Schaper

don’t be so strict with yourself (broken IV)

Content Warning: Flashing lights, rapid sequences and violence

Inhaltswarnung: Blitzende Lichter, schnelle Schnitte und Gewalt

Maik Gräf

In meiner Arbeit setze ich mich mit queerer Theorie und Geschichte auseinander und formuliere Fragestellungen zu queerer Subjektivität. Basierend auf dem Verständnis von Fotografie als sensibles Medium, bilden die empfindlichen Oberflächen der analogen Fotografie die Arbeitsgrundlage, auf der ich mich den Themen queerer Identität, Emotionalität und Empfindsamkeit nähere. Mir ist es wichtig, Bilder zu schaffen, die von einer Sensibilität außerhalb des Heteronormativen sprechen und von einer Art queerer Melancholie getragen werden.
Seit 2017 dreht sich meine fotografisch-künstlerische Arbeit um die Themen queerer Subjektivität, Empfindsamkeit und Melancholie. Die Arbeiten bilden untereinander ein Netz und sind über ihren emotional-subjektiven Zugang miteinander verknüpft und sprechen von Themen körperlicher und emotionaler Empfindung. Mein Ziel ist es, in den Betrachtenden ein Gefühl hervorzurufen und ebenfalls über die Verwendung des Materials den Aspekt Verletzbarkeit zu transportieren. Basierend auf dem Verständnis von Fotografie als sensibles Medium, bilden die empfindlichen Oberflächen der analogen Fotografie die Arbeitsgrundlage, die für mich ebenso angreifbar sind wie die menschliche Haut. Mitunter arbeite ich mit veraltetem fotografischen Material, welches ungeplant reagiert und eine Ästhetik der Imperfektion entstehen lässt. Trotz der technischen Raffinesse des Mediums Fotografie, versuche ich immer eine gewisse Handschrift, die Geste meiner Hand, einzubringen, welche mehr als ein rein technischer Abzug ebenfalls Ideen und Elemente von Malerei und Bildhauerei in sich vereint. Durch die Handhabung in der Dunkelkammer, mittels Lichteinschlüsse oder Solarisationen entstehen malerische Effekte, besondere Farben und Papieroberflächen. Meine poetisch-sensiblen Bildwelten stellen sich entwaffnend dar und wollen das Gegenüber berühren, angreifen, einen Stich und eine Wunde hinterlassen, ganz im Sinne von Roland Barthes berühmter Theorie des ›punctums‹. Die höchst empfindsame Fototheorie von Roland Barthes übertrage ich auf die Ebene queerer Empfindsamkeit und melancholischer Weltanschauung.

26. 11. - 28. 11. 2021, LOCH

Vernissage: 19 Uhr

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2/12/24